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SEPTEMBER /OKOT BER 2013 Editorial / ImPressum Editorial Führung ist gefragt Von Dean Roper, Editor-in-Chief Jede dieser Geschichten birgt ein Stück Ungewissheit für die Zukunft, für alle Beteiligten. Natürlich könnten die drei Verkäufe auch für alle Seiten ein Glücksfall sein, das lässt sich noch nicht sagen. Die erschreckende Guardian-Story? Sie bestätigt eigentlich nur den Druck, der von einigen der mächtigsten Nationen der Welt ausgeht, und das nicht etwa am Ende der Welt. All diese Schlagzeilen zeigen: Wir Medienleute agieren in einer ungewissen Umgebung, und zwar noch für längere Zeit – genau wie viele andere Branchen auch. Wie also kann man in einem solchen Klima arbeiten und gedeihen? Durch echte Führung. Nur eine gute Führung hilft Journalisten, Vertriebsmitarbeitern und Produktionspersonal, sich den ständig wechselnden Anforderungen und Zielen anzupassen. „Aufgeschlossenheit ist extrem wichtig, um als Vorstand oder Führungskraft erfolgreich zu sein. Früher konnte man noch nach festen Regel- und Zahlenwerken arbeiten und sich so ein stabiles Umfeld schaffen, in dem alles läuft. Doch die zunehmende Ungewissheit in der Medienlandschaft verlangt Mut zu Neuem, denn nur so entwickelt man Energie und Energie ist es, was die Mitarbeiter erwarten.“ So antwortete Tomas Brunegård, Verwaltungsratsvorsitzender der schwedischen Stampen Media Group und neuer WAN-IFRA-Präsident, in einem Interview für unsere heutige Titelstory auf die Frage, welche Führungsqualitäten jetzt und in Zukunft erforderlich sind. Seit ich Tomas kenne, habe ich immer wieder gehört, wie stark er Stampen in seinen 17 Jahren als Chef transformiert hat und wie sehr er sich für die Pressefreiheit einsetzt. Wir sind uns mehrfach begegnet, ohne dass ich bisher Gelegenheit zu einem längeren Gespräch oder Interview mit ihm hatte. Das haben wir Mitte August nachgeholt, als wir uns in einem Telefoninterview eineinhalb Stunden lang über ein breites Themenspektrum unterhielten (siehe Seite 14 oder das Interview in voller Länge online unter: www.wan-ifra.org/brunegard_profile). Dabei sprach er wiederholt von Führungsstärke, Aufgeschlossenheit, Mut und Energie – und das in so leidenschaftlicher Weise, dass der Funke schnell überspringt. Nun hat er die Präsidentschaft der WAN-IFRA übernommen und damit die Aufgabe, diesen Verband mit seinem Stil zu prägen und die Zukunft unserer Branche mitzugestalten. Wir sind in guten Händen. Und wenn die Führungskräfte aus dem Zeitungs- und Mediensektor vom 7.-9. Oktober zu Tausenden zur World Publishing Expo nach Berlin strömen, dann sollten auch sie Aufgeschlossenheit mitbringen, um sich auf die innovativen Technologien, spannenden Diskussionen und Partnerschaften einzulassen, die hier geboten werden – um dann mit neuer Energie in ihre Unternehmen und zu ihren Mitarbeitern zurückzukehren. Lassen Sie sich von dieser Expo-Vorschauausgabe inspirieren und besuchen Sie uns auf dem WAN-IFRAStand in Berlin. Wir freuen uns auf Ihre Story. 3 Welch eine Nachrichtenlage. Axel Springer verkauft Regionalzeitungen, Fach- und TV-Magazine an die Funke Mediengruppe. Die New York Times Co. verkauft den Boston Globe an den Eigentümer einer Baseball-Mannschaft. Amazon-Chef Jeff Bezos kauft die Washington Post. Der Guardian muss NSA-Akten vernichten. Das Umfeld, in dem wir tätig sind, hat den Titel „ungewisse Medienlandschaft“ wahrlich verdient. www.worldnewspublishingfocus.org Großbritannien unter der Lupe Die Enthüllungen dieses Sommers werfen ein Schlaglicht auf den Guardian – und die Pressefreiheit in Großbritannien. Die Berichterstattung des Guardian über den von Edward Snowden aufgedeckten NSA-Abhörskandal lassen das Ausmaß der amerikanischen und britischen Überwachung erahnen. Die notwendige öffentliche Debatte zum Thema Datenschutz hat die britische Regierung zu einer unerhörten Einschüchterung veranlasst. Im Juli mussten Guardian-Mitarbeiter nach Androhung rechtlicher Schritte durch die Regierung Datenträger mit NSA-Daten vernichten - ungeachtet aller Einwände, dass ein solches Vorgehen unsinnig sei, da in den USA ohnehin Kopien der Daten lagerten. In einer Art vorauseilendem Gehorsam hatte sich die britische Regierung vorgenommen, die Berichterstattung über die Ausspähungen zu verhindern. Öffentlich bekannt wurde der Vorgang erst durch die mit Antiterrorgesetzen begründete Verhaftung von David Miranda am Flughafen Heathrow. Miranda ist der Lebenspartner des Guardian-Journalisten Glenn Greenwald, der die Story über die NSA-Akten erst richtig ins Rollen gebracht hatte. Die Gleichsetzung von Journalismus und Terrorismus durch die britische Regierung ist ein Skandal. Diese bewusste Dissoziation bedroht alle Ebenen der Nachrichtenbranche weltweit und WAN-IFRA hat in einer Protestnote auf die feste Zusicherung gedrungen, dass es sich dabei nicht um systematische Regierungspolitik handelt. Leider passen die aktuellen Vorfälle in das Muster der abnehmenden Pressefreiheit im Vereinigten Königreich. Denn nicht nur die Gängelung der freien Presse wirft ernste Fragen auf, sondern auch die Tatsache, dass bei drei polizeilichen Ermittlungen seit der Leveson-Untersuchung nicht weniger als 59 Journalisten verhaftet wurden. Niemand wurde verurteilt und viele mussten monatelang Kaution hinterlegen. Diese beunruhigende Entwicklung bedarf in den nächsten Wochen und Monaten unserer erhöhten Wachsamkeit, insbesondere angesichts der anhaltenden Nachwirkungen aus den Snowden-Enthüllungen und der daraus resultierenden Fragen für die Demokratie. Gerade jetzt braucht es eine freie Presse. W Mehr in unserem Dossier zur Pressefreiheit in Großbritannien: www.wan-ifra.org/node/84217 W Syrische Journalisten wandern aus, Seite 36 Von Andrew Heslop WAN-IFRA Chief Executive Officer: Vincent Peyrègne Director of Publications / Editor-in-Chief: Dean Roper Redaktion: Charlotte Janischewski, Brian Veseling, Anton Jolkovski, Emma Goodman, Michael Spinner-Just Übersetzung: Paul Callaghan; freiberufliche Unterstützung durch Regina Hansen und Michael Lindhof. Design und Produktion: Gordon Steiger, Art Director Kontakt: E-Mail: editor@wan-ifra.org · Tel.: +49.6151.733-6 Abonnements www.wan-ifra.org/subscribe Kundenbetreuung: Iris von der Marwitz E-Mail: subscriptions@wan-ifra.org; Tel.: +49.6151.733-791 Anzeigen: Katarina Holmokova, Advertising Manager, Tel.: +49.6151.733-783; E-Mail: katarina.holmokova@wan-ifra.org Anzeigentarife und -bedingungen entnehmen Sie bitte den Media Informationen 2013. Einzelheiten unter: www.wan-ifra.org/mediainfo_magazine_d. Copyright und Impressum World News Publishing Focus erscheint zweimonatlich in Englisch, Deutsch und Russisch. Copyright 2013 WAN-IFRA CH, Washingtonplatz 1, 64287 Darmstadt, Deutschland Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck bzw. Zweitverwertung von Artikeln, Bildern oder Grafiken aus der Print- oder ePaper-Ausgabe oder von Material, das auf www.wan-ifra.org veröffentlicht wurde, ist nur mit Genehmigung gestattet. Keine Verantwortung für unangefordert eingesandte Manuskripte. 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