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16 www.worldnewspublishingfocus.org Im FoKus September /oktober 2013 Ein zentraler Aspekt, auf den ich in den letzten Jahren viel Wert gelegt habe, ist die Unterstützung durch motivierte und engagierte Leute, die sowohl die Risiken als auch die Chancen der ungewissen Medienwelt erkennen. Nicht selten mussten wir interne Widerstände überwinden. Wichtig ist jedoch, die Energie und Kreativität von Managern und Mitarbeitern in die richtige Richtung zu lenken. Nur so lässt sich der Erfolg auch in den nächsten Jahren fortschreiben. Hier können wir von Unternehmen wie Google und Facebook lernen, die sich in diesem Umfeld neu etabliert haben. Man braucht die richtige Mischung aus Aufgeschlossenheit, Forschheit und Mut zu Neuem. Wie es in einem Werbeslogan von Burger King einmal hieß: „Manchmal muss man einfach die Regeln brechen!” Damals ging es zwar nur darum, seinen Burger mit beiden Händen zu essen (lacht), doch manchmal muss man auch Neuland betreten, denn nur so kommt man voran. 2012 war für viele Verlage in aller Welt ein schwieriges Jahr, auch für Stampen. Wie stellt sich die Entwicklung in diesem Jahr dar und wie sind die Aussichten für das Jahresergebnis 2013? Als ich meinen Posten als Geschäftsführer abgab, zog ich mich ein Stück weit zurück, sodass ich momentan keine fundierte Prognose abgeben kann. Doch 2011 war ein schwieriges Jahr, 2012 ebenso – und für 2013 wird es kaum anders sein. Natürlich hat auch Stampen Sparmaßnahmen und Umstrukturierungen eingeleitet, die in diesem Jahr zu greifen beginnen und 2014 voll zum Tragen kommen werden. Wenn die Entwicklung stabil bleibt, wird die Wende gelingen. Doch um noch einmal ins Detail zu gehen: Nimmt man 2007 als Vergleichswert für den schwedischen Werbemarkt, so verbuchen Zeitungen nicht einmal mehr 60 Prozent des damaligen Umsatzes. Das bedeutet einen Verlust an Werbeeinnahmen für Zeitungen und Printprodukte in Höhe von mehreren Milliarden Kronen. Und hierin liegt die große Herausforderung für unser Unternehmen. Andererseits laufen manche Dinge auch recht gut. So hat sich unsere Drucktochter V-TAB erholt und ist in diesem Jahr auf einem guten Weg. Auch die Entwicklung einiger anderer Unternehmenssparten ist recht erfreulich. A propos „weitere Unternehmenssparten“: Stampen setzt ja stark auf den Mobile- und Digital- Sektor und ist in beidem Marktführer in Schweden, insbesondere im lokalen Bereich. Was zeichnet Stampens mobile Angebote aus, und ist hinsichtlich der Werbeeinnahmen eine Wende absehbar? Ich denke, der Branche ist klar, wo wir heute stehen und worin die Chancen und die Herausforderungen liegen. Wir glauben an Mobile und werden weiter in diesen Bereich investieren. In Skandinavien arbeiten wir mit diversen Partnern und anderen Medienunternehmen wie der Schibsted- Gruppe zusammen. Gemeinsam haben wir ein breit gefächertes Mobile-Angebot aufgebaut. Doch die Konkurrenz schläft nicht und es drängen einige neue Akteure, auch aus anderen Ländern, mit guten Angeboten auf den Markt. Prognosen zur Entwicklung des Werbegeschäfts sind sehr schwierig, da vieles noch im Unklaren liegt, insbesondere das Verhalten der Kunden. Auch Markenartikler und Werbeagenturen folgen oft nur dem neuesten Trend und lassen noch keine klare Linie erkennen, in welche Richtung die Werbeetats fließen. Klar ist, dass wir in diesem Bereich auch künftig sehr aktiv sein werden, weil Mobile unserer Überzeugung nach eine große Zukunft hat – und schon heute die Medienbranche verändert. i Stampen investiert auch kräftig im Ausland und hat 2012 beispielsweise Forma Publishing und Hello There übernommen. Was steckt dahinter? Das wäre eigentlich eine Frage an den Geschäftsführer von Stampen, ich will aber dennoch versuchen, sie zu beantworten. Von der internationalen Expansion bin ich seit Jahren überzeugt, weil Stampen auf dem schwedischen – und eigentlich auch auf dem skandinavischen – Markt, kaum noch weiter wachsen kann. So ist etwa V-TAB der mit Abstand größte Druckanbieter in Skandinavien. Ab einem gewissen Punkt stößt man einfach an kartell- und wettbewerbsrechtliche Grenzen und muss sich nach neuen Märkten umschauen. Ein weiterer Aspekt ist, dass man heute ebenso gut auch in Nordamerika oder Asien einen zur eigenen Strategie passenden Partner finden kann, denn heute hat man es mit einem wahrlich globalen Markt zu tun. Natürlich ist eine solche Expansion eine Herausforderung, die viel Aufwand, Zeit und Ressourcen erfordert, und noch ist uns nicht wirklich alles gelungen. Bisher haben wir oft vorhandene Produkte oder Plattformen angepasst, aufgewertet und dann auf einen anderen Markt übertragen. Das Ganze ist ein Lernprozess. Wir haben praktisch bei Null angefangen, weil unser Ausgangspunkt rein lokale Märkte in Schweden waren. Doch ich bin überzeugt, dass sich eine solche Strategie für ein Unternehmen wie das unsere langfristig auszahlt. Stampen hat vor einigen Jahren kräftig in seine Druck- und Vertriebsbereiche investiert und V-TAB erwirtschaftet nach wie vor 40 % des Konzernumsatzes. Jetzt scheint eine Konsolidierung anzustehen, da das Zeitungsdruckgeschäft rückläufig ist. Wie gehen Sie dabei vor und wie wird sich Ihrer Einschätzung nach dieses Geschäft in den nächsten Jahren entwickeln? Die rückläufige Entwicklung der Druckindustrie gab es schon, als wir V-TAB vor 13 Jahren gründeten. Um dem zu begegnen, kommt man nicht umhin, Einheiten zu optimieren, zu verlagern und zu schließen. Das galt für V-TAB vom ersten Tag an. Wir haben viele Druckbetriebe übernommen und geschlossen. Der Abbau von Überkapazitäten erfordert eine langfristige Planung, um die Produktion unserer Drucksachen, sprich unserer Zeitungen, sicherzustellen. Wichtig ist dabei ein professionelles Management, um einen hohen Cashflow und solide Gewinne zu erzielen, die man wieder investieren kann. Früher hieß es immer nur: „Wie können wir die Farbkapazität ausbauen? Wie kommen wir auf den neuesten technischen Stand?” Neu ist jetzt die Frage nach einer Konsolidierung, mit der sich gleichzeitig Kapazität abbauen und die Effizienz erhöhen lässt. Rückblickend würde ich 80 Prozent unserer Aktivitäten als erfolgreich bezeichnen. Mag sein, dass wir 2008 und 2009 zu viele Übernahmen getätigt haben. Das hat unseren Cashflow und unsere Gewinne 2010 bis 2012 geschwächt, doch nun ist V-TAB wieder auf einem guten Weg. So gesehen halten wir die Investitionen in den Druckbereich nach wie vor für sinnvoll, denn Druckkapazitäten werden noch lange benötigt, und irgendjemand muss diesen Bereich abdecken, auch wenn er riskant ist. Ich denke, V-TAB hat das Zeug dazu. WAN-IFRA Was bedeutet Ihnen die Aufgabe als WAN-IFRAPräsident? Sie ist eine echte Herausforderung, insbesondere in Zeiten wie diesen. Ich engagiere mich seit Jahren in diesem Verband, habe die Phase des Zusammenschlusses erlebt und war fünf Jahre lang Vorsitzender des schwedischen Zeitungsverbandes. Darum weiß ich, dass dies eine echte Herausforderung ist, die es mit Respekt und Zuversicht anzugehen gilt, denn es gibt so viel, was wir für unsere Mitglieder und die Branche tun können. Ich denke, WAN-IFRA hat als Organisation noch viel unerschlossenes Potenzial zu bieten. Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben, und auf das, was wir tun, denn dazu es gibt allen Grund. Doch es liegt noch ein gutes Stück Weg vor uns, und ich hoffe, dass es uns in meiner Amtszeit gelingt, die Arbeit des Verbandes und aller Beteiligten weiter zu optimieren. Dann werden wir erfolgreich sein. In welcher Hinsicht wollen Sie den Verband besonders prägen? Jeder Präsident bringt eine andere Persönlichkeit und einen anderen Werdegang mit – und von dieser Mischung ganz unterschiedlicher Erfahrungen hat der Verband bisher immer profitiert. Ich selbst engagiere mich stark für die Pressefreiheit und die Weiterentwicklung der Medien. Das ist mein Hauptanliegen. Die Stärkung dieses Engagements durch all unsere Kompetenz in den Bereichen Journalismus, Innovation, Technologie, Strategie sowie als Treff- und Anlaufpunkt für Branchenvertreter aus aller Welt – das, so hoffe ich, wird das prägende Merkmal meiner Amtszeit sein. Wir haben den Zusammenschluss von WAN und IFRA erfolgreich gemeistert. Ähnlich hoffe ich nun auch, dass wir Menschen aus aller Welt, mit unterschiedlichen Erfahrungen, Überzeugungen und Ideen im gemeinsamen Bemühen zusammenbringen. Die größte Gefahr (Fortsetzung auf Seite 38) Tomas Brunegård W Geboren 1962, Schwede Beruflicher Werdegang W 1987-1993: Unternehmensberater, Ingemar Claesson Konsult AB, Schweden W 1993-1996: Stellv. COO, Burger King Schweden W 1996-2004: Geschäftsführer, Göteborgs-Posten W 2004-2012: Geschäftsführer, Stampen Media Group W heute (2013): Verwaltungsratsvorsitzender, Stampen Studium W 1987: MSc, Universität Göteborg, Fakultät für Wirtschaft und Recht Executive-Programmme W 1993-1994: Grand Metropolitan Executive Management Development Program W 1994: verschiedene Programme am Schwedischen Management Institut IFL W 1997, 2003, 2007, 2008, 2009: IMD, Lausanne W 1999: Stanford Graduate School of Business W 2001: Harvard Business School Positionen in Führungsgremien W Stampen Media Group, Verwaltungsratsvorsitzender W WAN-IFRA, Präsident W Schwedisches Kongress- und Messezentrum W Internationale Wirtschaftshochschule Tiflis (Georgien) W Universität Göteborg W Stena Line Holding BV W Mentor Medier A/S (Norwegen)


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