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MÄRZ/APRIL 2013 scheiden”, betont der BDZV in einer Pressemitteilung. Axel Springer machte in der Woche nach der Bundestagsentscheidung deutlich, dass man nach wie vor davon ausgehe, dass Google eine Lizenzgebühr für die Veröffentlichung von Textausschnit- ten über Google News bezahlen müsse. Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer Public Affairs bei Axel Springer, erklärte gegenüber der Financial Times, er hoffe, dass Google und andere Anbieter die Lizenzvereinbarung unterzeichnen, die Axel Springer ihnen vorlegen werde. Das Gesetz zum Leistungsschutzrecht muss erst noch den Bundesrat passieren. Sind gesetzliche Regelungen die Lösung? Selbst wenn der Bundestag den Gesetzesentwurf in der ursprünglich von den Verla- gen gewünschten Form verabschiedet hätte, wäre dies keine ideale Lösung gewesen. Es wird vielfach befürchet, dass Google – wenn das Unternehmen per Gesetz dazu gezwungen würde, für Links auf Zeitungsinhalte zu bezahlen – mit der Entfer- nung der betreffenden Inhalte aus seinem Index reagieren werde, was überaus nachteilige Auswirkungen auf den Traffic auf Nachrichtenseiten haben könnte. Das könnte den Ruf von Google als verlässliche Suchmaschine beeinträchtigen und sein Fast-Monopol im Suchbereich einschränken, doch wer würde dann Googles Stelle einnehmen? Wäre Bing oder eine andere aufstrebende Suchmaschine bereit, Lizenzgebühren für Verlinkungen zu bezahlen? Und würden die Nutzer – gesetzt den Fall, die Top-Nachrichten ihres Landes würden nicht mehr von Suchmaschinen angezeigt – in Scharen die Websites der Zeitungen besuchen? Außerdem würden gesetzliche Regelungen, wonach Google für die Anzeige von Links bezahlen müsste, vermutlich nicht nur auf Nachrichten, sondern auf sämtliche Inhalte im Internet zutreffen. Abgesehen von den Schwierigkeiten, das Internet länderintern zu regulieren, ließe sich das nur schwer praktisch umsetzen. Wie geht’s weiter? Die französischen und belgischen Verleger sind wohl zumindest vorübergehend be- sänftigt, ihre deutschen Kollegen jedoch nicht.„Dies ist vermutlich nur der Anfang“, so Anja Pasquay. „Was auch immer in Zukunft passieren wird, wir sind der Ansicht, dass die Debatte über den Wert redaktioneller Inhalte – im Online- und Mobile- Bereich – wichtig und damit noch nicht beendet ist.“ Auch wenn die Vereinbarungen in Frankreich und Belgien nicht ideal sind, ist Carlos Fernando Lindenberg Neto überzeugt, dass diese wichtig sind und auf einen Wandel in Googles Haltung hindeuten. „Es gab eine kollektive, weltweite Reaktion von Presseverlagen, die klar zum Ausdruck brachten, dass die ungenehmigte Nut- zung von Nachrichteninhalten unser Geschäft beinträchtigt“, so Lindenberg Neto. „Und das ist offensichtlich auch beim Google-Management angekommen.“ So oder so gibt es keine einfache Lösung. Google räumt durchaus ein, dass es von einer erfolgreichen Digitalnachrichten-Branche profitiert, und dass eine Koope- ration daher sinnvoll ist. Doch jede Vereinbarung, die eine nicht gesetzlich veran- kerte Zahlung von Google an die Verlage beinhaltet, ist gewissermaßen ein einmali- ges Almosen, selbst wenn es der Suchmaschine zum Vorteil gereicht. Können und sollten sich die Verlage mit dieser Art von Beziehung zufriedengeben? Selbst wenn Google einwilligen würde, gesetzlich vorgeschriebene Lizenzgebüh- ren zu bezahlen, könnte dies den Suchprozess verlangsamen und künftig das On- line-Nachrichten-Ökosystem in seiner Effizienz bei der Bereitstellung hochaktueller Nachrichten schwächen. Viele Kritiker gehen sogar noch einen Schritt weiter und argumentieren, eine Zustimmung von Google zur Bezahlung von Links würde den ersten Schritt hin zum Niedergang des offenen Internets bedeuten. Bei allen Vereinbarungen, die Verlage abschließen, und bei allen gesetzlichen Regelungen, die sie vorantreiben, gilt es zu berücksichtigen, dass das Internet dank Suchmaschinen doch sehr viel leichter zugänglich geworden ist. Google Suche ebenfalls Thema Die meisten brasilianischen Zeitungen zogen sich nach einer Empfehlung durch den brasilianischen Zeitungsverband ANJ Ende 2011 von Google News zurück. Insge- samt beteiligten sich 154 Mitglieder, die insgesamt 90 Prozent der gesamten Zei- tungsauflage des Landes repräsentieren. Ein Jahr nach der Entscheidung berichtete der Verband, dass die brasilianischen Zeitungen einen Rückgang des Traffic um lediglich 5 Prozent verzeichnet hätten. Die Zahl der Besucher, die über Google News auf brasilianische Zeitungswebsites gelangen, rechtfertige nicht die Nutzung von Schlagzeilen durch die Suchmaschine. Derweilen scheinen die Verlage in Italien weniger besorgt über Google News als über die Google Suche zu sein, denn bei Google News wird in Europa neben den Meldungen keine Werbung veröffentlicht. „Darum nimmt dies den Verlagen auch keine Ressourcen weg“, erklärte Claudio Giua, Leiter für Innovation und Entwick- lung bei der Mediengruppe L’Espresso. Er ist nicht der Ansicht, dass Google News eine größere Bedrohung darstelle.


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