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20 World Publishing Expo 2013 – Vorschau september /Oktober 2013 www.worldnewspublishingfocus.org Vorsicht: Investitionszurückhaltung führt zu Innovationsmangel Die jüngsten Branchennachrichten, etwa über den Verkauf wichtiger Printprodukte durch den Axel Springer Verlag und den Kauf der Washington Post durch Jeff Bezos stellen erneut und verschärft die Frage nach den Zielen von Verlegern bzw. Medien-Unternehmern. Was ist vorrangig, das Zeitungsgeschäft oder das Erreichen der höchst möglichen Marge? Gilt das Primat der Digitalisierung um jeden Preis? Wer in Zeitungen investiert, sollte in Innovation investieren. Dazu öffnet die World Publishing Expo ihre Tore. Da es neben den Verkäufern auch immer Käufer von Zeitungstiteln gibt, findet offenbar zurzeit eine Sortierung nach Unternehmerinteressen statt. Einige ziehen sich Schritt für Schritt aus dem Verlagswesen zurück, andere investieren in das Verlagswesen, offenbar durchaus aus unterschiedlichen Gründen. Für diejenigen, die investieren wollen, hat die World Publishing Expo viel zu bieten. Selten zuvor konnte man so günstig in eine so breite Palette neuer Verfahren, Anlagen, Software und Maschinen investieren wie im Jahr 2013. Es gibt ganze Marktregionen – vor allem in Nordamerika –, die über viele Jahre hinweg unter Investitionsmangel und daraus folgendem Innovationsmangel gelitten haben. Es ist an der Zeit, diesen Zustand zu beenden, denn ohne Investition kann die Zeitungsindustrie sich schwerlich für die Zukunft aufstellen. Innovationen für Verlage Kreative, Autoren und Redakteure zählen zu den „Early Adaptors“ der mobilen Geräte und Systeme der sich durchsetzenden Post-PC-Ära. Software- und Workflow- Programmierer und -Integratoren haben frühzeitig Smartphone und Tablet für die Zeitung entdeckt und nutzbar gemacht. Das galt und gilt sowohl für die Ausgabe der Medieninhalte als auch für die Erfassung und Verarbeitung von Content im weitesten Sinne: nämlich für redaktionelle Inhalte und für werbliche Inhalte. Insofern ist gerade die Verlagsbranche im Sinne des Know-hows und im Sinne des Umgangs mit den Geräten gut vorbereitet auf die nächste Phase der Entwicklung, die Ablösung des PCs durch Tablets und andere Mobilgeräte sowie die Ablösung des zentralen Servers durch Cloud-Computing. Im Zuge dieser Entwicklung zur Post-PC-Ära verändert sich auch das Leistungsniveau der Softwareappli kationen. Ging es bisher noch immer darum, Hilfestellung für gewohnte und lange eingeübte Prozesse – etwa den Seitenumbruch – bereitzustellen, so übernehmen moderne Applikationen die automatische Anpassung der Seiteninhalte an verschiedene Bildschirm-Ausgabegrößen vollkommen selbstständig. Unter dem Stichwort „ Responsive Design“ und „Responsive Type“) wird die Software zum Seitengestalter. Diese und vergleichbare Software-Trends entwickeln sich im gesamten Verlagswesen und befreien Kreative, Reporter, Redakteuere (und kreative Redakteure) von technischem Ballast, der nur von den eigentlichen Aufgaben ablenken würde. Im übertragenen Sinne unterstützen solche selbstständig arbeitenden (früher hätte man gesagt:) Expertensysteme nicht nur die redaktionelle Arbeit, sondern auch den Anzeigenvertrieb und den Arbeitssteuerungsprozess von der Blattplanung bis hin zur Ausgaben- und der Produktionssteuerung. Auch externe Experten, die an der Redaktion oder der Produktion beteiligt sind, können stärker denn je mit Hilfe der mobilen Geräte und Cloud-Systeme in die Arbeit integriert werden. Anzeigenkunden können auf ihrem Tablet direkt die Platzierung ihrer Anzeige auf der Seite überprüfen und bei Bedarf korrigieren. Dadurch Technik und innovative Nutzung ergeben neue Geschäftsmodelle, wie das Beispiel des personalisierten digitalen Eindrucks zeigt, das Axel Springer in die Lage versetzt, Bild-Leser für das kostenpflichtige Digitalangebot zu werben. wird die Kundenbeziehung viel intensiver, die Beteiligung und das Engagement des Kunden viel stärker. Es wird deutlich, dass Mobile, Tablet, Cloud und die damit sich ebenfalls entwickelnden sozialen Medien nicht nur auf der Distributionsseite des Zeitungsgeschäfts tiefgreifende Veränderungen bringen, sondern auch ganze interne und externe Geschäftsabläufe sowie die Beziehungen zu den Kunden beeinflussen. Verlage sind Verlage Zeitungsverlage verändern sich. Eine mögliche Richtung ist die hin zum Medien- und Entertainment-Unternehmen. Eine andere ist die Konzentration auf regionale und lokale Nachrichten und Geschichten, die dem Nutzer und Leser nahe sind. Wie immer sich ein Verlage ausrichtet, er wird multimedial aufgestellt sein und seine Kunden auf allen adäquaten Kanälen bedienen wollen und müssen. Daher kommt die Adaption der neuen IT Technik und -Philosopie durch die Verlage gerade recht. Sie wird den Verlagen beim Umbau für die Zukunft nützen, weil sie den Abstand zu den Lesern und Anzeigenkunden verringert und das Engagement der Zeitungskunden für Ihre Zeitung verstärkt. Innovationen für Druckereien Druckmaschinenhersteller offerieren Drucksysteme, die sich durch einen hohen Grad an Modularität auszeichnen. Dies ermöglicht Druckern und Verlagen viel stärker als in der Vergangenheit, bei neuen Anlagen klein und in einem bedarfsgerechten Umfang zu starten, um später – bei sich veränderndem Umfeld – aus- oder umzubauen. Mit Gästen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft feierte der Allgäuer Zeitungsverlag in Kempten am 26. Juni 2013 die offizielle Einweihung der weltweit ersten Colorman e:line von manroland web systems. Das Volumen der Gesamtinvestition belief sich auf etwa 18 Millionen Euro. Die Lesegewohnheiten ändern sich: Neben der gedruckten Zeitung kommen auch mobile Geräte immer mehr zum Einsatz. Vor allem im Wirtschaftsbereich wird die Morgenzeitung abends am iPad gelesen, sobald die digitale Ausgabe verfügbar ist. Das zeigen auch die Erfahrungen der Zeitungen Børsen und Jyllands-Posten.


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